Eine Tour von Khiva zum Aralsee ist wie eine Reise durch die Zeit – und zwar sowohl die historische Vergangenheit als auch die moderne Tragödie. Dieser See, der einst einer der größten Binnenseen der Welt war, ist heute fast vollständig verschwunden und zu einem Symbol für die verheerenden Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur geworden. Wenn du dich für diesen zweitägigen Trip entscheidest, erwartet dich nicht nur ein Naturabenteuer, sondern auch ein tiefer Einblick in die Geschichte und Kultur der Region.
In diesem Artikel berichten wir über die Tour, wie die Organisation abläuft, was kannst du während des zweitägigen Ausfluges sehen und erleben bzw. geben wir dir nützliche Tipps für deine Vorbereitung.
Die traurige Geschichte des Aralsees
Die Geschichte des Aralsees ist eine der größten menschengemachten Umweltkatastrophen der Welt. Einst war der See der viertgrößte See der Erde (so groß, wie Bayern), gespeist von den Flüssen Amudarja und Syrdarja. In den 1960er-Jahren begann die Sowjetunion, diese Flüsse umzuleiten, um die Baumwollproduktion in Zentralasien zu fördern. Dadurch verlor der Aralsee fast 90 Prozent seiner Fläche.
Die Umleitung des Wassers hatte katastrophale Folgen: Der Salzgehalt des verbliebenen Wassers stieg stark an, Fische starben, und die einst blühende Fischerei brach zusammen. Die ausgetrockneten Gebiete wurden von giftigen Pestiziden belastet, die für gesundheitliche Probleme bei den Menschen in der Region sorgten. Städte wie Muynak, die einst am Seeufer lagen, liegen heute in der Wüste – mit verrosteten Schiffen, die wie Mahnmale auf dem ausgetrockneten Seegrund stehen.
In Kasachstan gibt es heute Bemühungen, zumindest den „Kleinen Aralsee“ zu retten, aber für den usbekischen Teil des Sees sieht die Zukunft düster aus.
Anreise zum Aralsee
Die Tours starten aus Khiva. Auf eigene Faust kannst du den See nicht erreichen. Vor Ort gibt es mehrere Touranbieter, die dir alles organisieren. Unser Ausflug zum Aralsee verlief in mehreren Etappen und wir haben ihn mit islambektravel.uz durchgeführt.
Tipp: Viele Reisende lassen den Aralsee aus, aus dem Grund, dass er sehr abgelegen liegt. Tatsächlich dauert die Fahrt mehrere Stunden, bis du das Yurt Camp am Seeufer erreichst. Der Großteil der Strecke ist Offroad.
Wir wurden vor Sonnenaufgang am Hotel abgeholt und fuhren mit einem Fahrer nach Nukus. Dort stiegen wir in einen Jeep um und wir haben den Fahrer auch gewechselt. Weiter ging es mit dem Geländewagen zum Aralsee. Während des Tages hatten wir mehrere Zwischenstopps und Aktivitäten, die wir unten näher beschreiben.
Am nächsten Tag fuhren wir mit weniger Stopps zurück nach Nukus und von dort wieder mit einem anderen Fahrer nach Khiva.
In der Private-Tour waren Übernachtung in einem Jurte Camp, zweimal Mittagessen, einmal Frühstück und einmal Abendessen inklusive.
Tipp: Die Fahrer sprachen kein oder nur kaum Englisch. Eine Translator App ist von Vorteil.
Tag 1: Ausflug zum Aralsee
Die abenteuerliche Reise zum Aralsee begann bevor die Sonne aufging. Nach dem Fahrer- und Fahrzeugwechsel im Nukus haben wir in paar Stunden ein Fort, namens Chilpik Kala erreicht.
Interessanter Fakt: Du fährst bis zum Aralsee durch Karakalpakistan, eine autonome Region in Usbekistan.
Chilpik-Kala
Chilpik-Kala ist eine geheimnisvolle und alte Festung aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., die hoch über der Wüste thront. Sie diente einst als Bestattungsplatz für die Zoroastrier. Ein kurzer Aufstieg führt dich hinauf zur Festung, von der aus du eine fantastische Aussicht auf die weite Wüstenlandschaft hast. Die geheimnisvolle Atmosphäre lässt dich sofort in die alte Zeit eintauchen.
Mizdakhan Nekropolis
Das nächste Ziel war die Mizdakhan Necropolis, eine der ältesten Friedhofsanlagen Zentralasiens. Hier finden sich beeindruckende Mausoleen wie das Nazlimkhan Suliw Mausoleum und das Shamun-Nabi Mausoleum. Letzteres wurde zu Ehren des legendären Zauberers Zentralasiens errichtet. Das Besondere am Shamun-Nabi Mausoleum ist, dass es über sieben Kuppeln verfügt, die der Anzahl der Töchter des Zauberers entsprechen. Das Grab ist 25 Meter lang. In der Nähe liegt der Jumart Kassab Mound, ein weiterer wichtiger Ort: Frauen mit Kinderwunsch kommen hierher, um auf dem Hügel zu beten.
Schiffsfriedhof in Muynak
Weiter ging es nach Moʻynoq, einer Stadt, die einst am Ufer des Aralsees lag und heute mitten in der Wüste steht. Hier warten die berühmten Schiffswracks auf dich, die auf dem ausgetrockneten Seegrund liegen und eine eindrucksvolle Kulisse für Fotos bieten. Die verlassenen Schiffe erzählen die traurige Geschichte eines verschwindenden Sees und einer verschwundenen Lebensgrundlage. Die ehemalige Fischereistadt ist heute ein beklemmendes Mahnmal für die Eingriffe der Menschheit in die Natur. Der Schiffsfriedhof steht auf der Stelle des ehemaligen Hafens. Daneben findest du auch ein Museum, das dir weitere Informationen über den Aralsee zeigt.
Trockener Seeboden und der Friedhof des Kasach-Volkes
Nach einem Mittagessen in Muynak, auf dem Weg zum Yurt Camp, hielten wir an einem besonderen Ort an: dem trockenen Seeboden, der voll von Muscheln ist. Es ist fast surreal, durch diese trockene Ebene zu laufen und sich vorzustellen, dass hier einst Wasser war.
Der nächste kurze Stopp war der Friedhof des Kasach-Volkes, der versteckt in der Wüste liegt und Einblick in die Kultur der Nomaden gibt.
Qo’rg’oncha qal’asi – Die alte Karawanserei
Bevor wir das Camp erreichten, besuchten wir die Ruinen von Korgoncha Kala, einer alten Karawanserai, die früher ein wichtiger Rastplatz für Händler und Reisende auf der Seidenstraße war. Auch wenn die Mauern heute größtenteils verfallen sind, vermittelt dieser Ort noch immer einen Eindruck davon, wie geschäftig es hier einst zuging. Die Festung hatte ihre Blütezeit im 12.-14. Jahrhundert.
Von den Überresten der Karawanserei hast du einen tollen Blick auf den Aralsee in der Ferne und auf die umliegende trockene Landschaft.
Schwimmen im Aralsee
Wenn du im Sommer den Aralsee besuchst, kannst du auch darin baden gehen.
Unser Fahrer hat uns gefragt, ob wir es möchten. Wir wollten diese Möglichkeit nicht entgehen lassen. Er brachte uns Handtücher vom Jurte Camp und fuhr mit uns bis zu dem Ufer des Sees.
Über einen kleinen Steg konnten wir ins Wasser gehen. Es war ein unglaublich komisches Gefühl, bis zum Knie in den Matsch zu sinken und dabei zu versuchen, tiefer ins Wasser zu gehen. Der Wasserstand ist zwar sehr niedrig, du kannst trotzdem auf der Oberfläche gleiten. Der Aralsee ist salzig, wie das Tote Meer und du bleibst oben.
Tipp: Habe etwas Wasser dabei, um die Salzrückstände abwaschen zu können. Wenn du offene Wunden am Körper hast, gehe nicht in den See. Es kann sehr brennen.
Tipp: Der schwarze Schlamm ist mineralhaltig und gut für die Haut!
Übernachtung im Yurt Camp mit Blick auf den Aralsee
Nach dem Baden kamen wir im Yurt Camp an, wo wir den Tag in einer traditionellen Jurte ausklingen ließen. Nachdem wir das Salz des Aralsees unter der Dusche abgewischt haben, konnten wir am leckeren Abendessen entspannen und den klaren Sternenhimmel über der Wüste genießen. Es war ein wahrhaft einmaliges Erlebnis!
Beim Abendessen war Tee und Saft inklusive. Andere Softdrink und alkoholhaltige Getränke kosteten extra.
Tag 2: Der Aralsee im Morgengrauen und die Rückkehr nach Khiva
Der zweite Ausflugstag begann mit einem fantastischen Sonnenaufgang. Im Großteil sind wir an diesem Tag nur gefahren, es gab allerdings ein paar kleinere Zwischenstopps bzw. ein Mittagessen, bevor wir Khiva wieder erreicht haben.
Sonnenaufgang über dem Aralsee
Früh morgens ist es Zeit für einen der magischsten Momente dieser Tour: den Sonnenaufgang über dem Aralsee. Die Stille, das weite Panorama und die Farben über dem salzigen Wasser – alles wirkt unwirklich und wunderschön zugleich. Es ist ein perfekter Moment, um die einmalige Natur und die Atmosphäre dieses Ortes in sich aufzusaugen.
Tipp: Über dem Yurt Camp befindet sich auf dem Hügel eine Bank. Von dort ist die Aussicht atemberaubend!
Ausblick auf den Sudochasee
Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp am Sudochasee, einem kleineren Salzsee in der Region, der heute ein Zufluchtsort für viele Vogelarten ist. Von einem Aussichtspunkt konnten wir die ganze Landschaft überblicken: zwischen dem Schilf sahen wir Ansammlungen von Vögeln, deren laute Stimme bis zu uns mit dem Wind hochflog. Im Himmel kreisten hunderte von Storche. Das Gewässer ist ein Ort voller Ruhe, und mit ein wenig Glück kannst du von der Ferne Flamingos und andere Vögel beobachten, die sich hier niederlassen.
Nukus Kunstmuseum
Letzter Stopp war Nukus, die Hauptstadt der Region Karakalpakistan. Hier lohnt sich ein Besuch im Kunstmuseum, das eine beeindruckende Sammlung sowjetischer Avantgarde-Kunst beherbergt. Die Sammlung ist eine der bedeutendsten ihrer Art und ein unerwarteter kultureller Schatz in dieser Region. Die Ausstellung umfasst Werke aus der Zeit des Sozialismus, die oft unterdrückt und verboten wurden – ein faszinierender Einblick in die Kunstgeschichte Zentralasiens.





Nach dem Museumbesuch fuhren wir nach Khiva zurück.
Tipps für deinen Ausflug zum Aralsee
Es kann in der Nacht kalt werden! Lange Klamotten, Pullover oder Jacke sind auch im Sommer unerlässlich.
Was du brauchst:
- Wechselkleidung, warme Kleidung, bequeme Schuhe
- Im Sommer Badesachen
- Sonnenschutz
- Hygieneartikel (im Camp hast du Möglichkeit zu duschen)
- Handtuch (du bekommst aber auch im Camp)
- Powerbank für die Fahrt (in der Jurte gibt es Strom)
- Taschenlampe für die Nacht
- Stativ + Kamera, wenn du die Sterne fotografierten möchtest
- Wasser (es ist zwar inklusive, wenn du aber mehr trinkst, sollst du vielleicht noch paar Flaschen in Nukus besorgen)
- eine zusätzliche dünne Decke für die Nacht
- Bargeld (wenn du extra Getränke kaufen möchtest)
Tipp: Manche Jurten sind mit einer einfachen Heizung ausgestattet. Ein Trip zum Aralsee ist also in der kalten Jahreszeit auch möglich.
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