Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland 25.000 Burgen. Andere Rechnungen zählen auch die kleinsten Ruinen dazu und reden über 50.000 Festungen. Diese prachtvollen Befestigungsanlagen erzählen über den Glanz des Mittelalters. Sie berichten über eine längst vergangene Zeit, in der das Leben noch viel härter und weniger frei war als heute. Wir sind immer wieder fasziniert von diesen alten Bauwerken und besuchen sie gerne während eines Ausfluges oder Trips durch Deutschland.
Da die Zahl der Burgen in unserem Land so hoch ist, muss eine dabei sein, die Weltrekorde bricht. In Burghausen befindet sich die längste Burg der Welt. An einem Wochenende haben wir uns vorgenommen, diesen einzigartigen mittelalterlichen Gebäudekomplex zu besichtigen.
Burg von Burghausen – die längste Burg der Welt
Die 1051 Meter lange Burg von Burghausen thront zwischen der Altstadt und dem Wöhrsee auf einem langen Hügel. Die mächtige Anlage wurde im 13. Jahrhundert auf einem früheren Bauwerk errichtet. Die Wohnanlagen, Türme, Tore und Wirtschaftsgebäude wurden nicht auf einmal, sondern Stück für Stück erbaut.
Die Burg wurde nicht nur in einer schönen Landschaft, sondern auch an einem strategisch wichtigen Punkt hochgezogen. Unter der Burg fließt der Fluss Salzach, der damals ein bedeutender Transportweg vom Salz war. Burghausen lag also an einer lebhaften Handelsroute. Die Salzgeschäft brachte reichlich Geld in der Schatzkammer der Burgherren.
Trotz seiner Bedeutung lebten auf der Burg überwiegend Frauen mit Kindern. Die Festung diente als Familienresidenz der niederbayerischen Herzöge, deren Regierungssitz in Landshut war. Hier wurden also die Kinder geboren und erzogen, Burghausen gab den Witwen und Mütter ein Zuhause.
Die Burg wurde unter der Regierung von Herzog Georg dem Reichen im 15. Jahrhundert mehrmals erweitert und umgebaut. Die Gebäude aus dieser Zeit stehen zum größten Teil heute auch noch. Herzog Georg hinterließ nicht nur seine prächtige Burg, sondern auch die Tradition der Landshuter Hochzeit, die zu dem immateriellen Welterbe zählt.
Die ganze Burganlage ist frei zugänglich und ist das perfekte Ausflugsziel auch mit Kindern.
Parken an der Burg von Burghausen: An dem Anfang der Festung findest du einen kostenlosen Parkplatz. Achtung! Er wird sehr schnell voll. Komme also vor 9:30 Uhr an. Weitere Parkplätze sind unterhalb der Burg in der Altstadt und südlich von Wöhrsee. Von diesen hast du einen kleinen Fußmarsch nach oben vor dir.
Sehenswertes in der längsten Burg der Welt
In den 6 Burghöfen und 3 Museen von Burghausen gibt es reichlich was zu entdecken. Die Festung hat nicht nur bemerkenswerte Gebäude, sondern auch viele Grünflächen, die für einen Familienpicknick perfekt sind. Schattige Bänke laden zum Ausruhen ein. Um das Burgcafé herum duftet es nach leckerem Essen und nach Rosen.
Wir beschreiben hier die Route durch die Burganlage mit einem 3.000 Meter langen Umkreis, die du leicht nachmachen kannst.
Dein Spaziergang beginnt im 5. und längsten Vorhof. Dieser Hof wurde früher von dem Öttinger Tor geschützt. Heute siehst du davon nur einen Torturm. Im 15. Jahrhundert stand hier eine gewaltige Wehr- und Speicherbau, der die Burg nach Norden abriegelte. In diesem Bereich wohnten und arbeiteten die Beamten und Burgdiensteten. Die umgebenden Gebäude tragen den Namen ihrer ursprünglichen Funktion: Rentschreiberturm, Zimmermeisterturm, Röhrenkehrerturm, Gerichtsschreiberturm und Benefiziatenturm. Ein besonders schönes Bauwerk steht in der Mitte des Platzes. Der Uhrturm zeigt an mehreren Sonnenuhren die Uhrzeit. Gleich daran siehst du das kleine, runde Brunnenhaus.
Tipp: Ein schönes Fotomotiv findest du hinter dem Uhrturm. Neben der Galerie „Die Burg“ ist ein süßes, gelbes Wohnhaus, das als Kulisse für schöne Bilder dient.
Durch den Kastnergegenschreiberturm und den Kastnerturm gelangst du in den 4. Vorhof. In diesen zwei Gebäuden haben früher die Bauer ihre Gaben dem Burgherrn abgegeben. In diesem Hof befindet sich die kleine Hedwigskapelle, die von Herzog Georg dem Reichen und von seiner Frau Hedwig erbaut wurde. Ihre Besonderheit ist der schmale, spitze Turm. Der Gärtnerturm an der östlichen Seite des Hofes bietet eine tolle Aussicht auf die Altstadt und auf die Kirche St. Georg.
In den 3. Vorhof kommst du durch das Tor zwischen dem ehemaligen Schergenturm und dem Zuchthaus. Letzteres wurde in den früheren Zeiten als Gefängnis und im 18. Jahrhundert als Pferdestall und Futterkammer benutzt. Heute kannst du den privaten Foltermuseum im Schergenturm besichtigen. Das große Aventinushaus mit seinem Vorgarten steht auf der westlichen Seite des Hofes. In diesem Gebäude wohnte einst der Kaplan. Laut Erzählungen lebte auch der bayerische Geschichtsschreiber und Humanist Johannes Turmair (Aventinus) in dem Haus und arbeitete an der Burg als Prinzenerzieher.
Der 2. Vorhof ist das kleinste von allen, trotzdem hatte er eine wichtige Funktion. Durch das Tor neben dem Büchsenmeisterturm betrittst du den Hof mit dem großen Zeughaus. Es dienste als Waffenkammer und Getreidespeicher. Die 3 kleinen Türmchen, die sogenannten „Pfefferbüchsen“ an der Stadtseite dienten die Verteidigung. In ihnen wurden Kanonen untergebracht. Neben diesem Hof befinden sich zwei Aussichtspunkte. Du hast einen wunderbaren Blick auf den Wöhrsee und auf die Altstadt.
Weiter geht es über einen großen Burggraben durch das imposante Georgstor. Neben der Holzbrücke an der Torwand entdeckst du das bayerische und polnische Wappen. Diese sind das Zeichen der Ehe von Herzog Georg dem Reichen mit der polnischen Königstochter Hedwig.
Der 1. Vorhof wurde durch das Georgstor geschützt. Dieser Bereich gehörte im Mittelalter schon zu dem Inneren der Burg. In dem ehemaligen Brauhaus befindet sich heute das Burgcafé. Auf der Stadtseite gab’s Pferdestallungen. Über dem Stephansturm auf dem Burgsteig kannst du in die Altstadt gelangen.
Bevor du über die hölzerne Brücke in die Hauptburg kommst, hast du noch einen schönen Blick auf die Kirche St. Georg und auf die bunte Häuser des Stadtkerns.
Die Hauptburg wurde durch mehrere Mauern besonders gut geschützt. Hier wohnte die adelige Familie. Im oberen Bereich von Dürnitz war ein beheizter Speisesaal. Darunter befand sich der Vorratskammer, heute das Besucherinformationszentrum. Auf der linken Seite war die Kamenate, wo die weiblichen Familienangehörigen wohnten. Jetzt wurde in den Räumlichkeiten das Stadtmuseum unterbracht. In dem inneren Burghof findest du auch die Schatzkammer und die Schlosskapelle (Elisabeth Kapelle). Der Zwinger um der Hauptburg herum hatte eine Schutzfunktion. Von hier führen mehrere Treppen über dem Wöhrturm zum Wöhrsee, zum Rosarium und zum Pulverturm.
Tipp: Es gibt öffentliche Burgführungen. Diese finden von März bis November samstags, sonntags und an Feiertagen um 11 und um 14 Uhr statt. In den Pfingstferien, von Juli bis Mitte September auch donnerstags und freitags um 14 Uhr.
Museen in der Burg von Burghausen
Die weltlängste Burg gibt 3 Museen Zuhause. Ganz am Anfang der Festung ist das Haus der Fotografie, in dem du jede Menge alte Fotoapparate und schwarz-weiße und zeitgenössische Aufnahmen bewundern kannst.
Das Stadtmuseum befindet sich in der Hauptburg und ist für Kinder auch interessant. Es gibt zahlreiche Mitmachstationen, wo sich die kleinen Ritter und Burgfräulein ausprobieren können. Auf drei Etagen erfährst du Informationen über das Hofleben und über die Stadtgeschichte, siehst du die Ausstellung der Kunststadt Burghausen.
Das Staatliche Burgmuseum wurde ebenfalls innerhalb der Hauptburg eingerichtet. Die Ausstellung präsentiert mehr als 50 mittelalterliche Gemälde. Über das Burgmuseum hast du Zugang zu dem Dach, wo sich eine Aussichtsplattform befindet. Sie bietet einen wunderbaren Blick auf Burghausen und auf Landschaft.
Die mittelalterliche Altstadt von Burghausen
Wenn du die Burg besichtigt hast, gehe am Stephansturm vorbei. Der Burgsteig führt dich in die Altstadt runter.
Seit dem 8. Jahrhundert ist der kleine Ort am Salzach besiedelt. Mit dem Ausbau der Burg beginnt der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt. Ihre Blütezeit war im 14.-15. Jahrhundert. Danach hat Burghausen seine Haupteinnahmequelle aus dem Salzhandel verloren. Im 16. Jahrhundert beginnt der langsame Niedergang. Die Stadt wurde im 30-jährigen Krieg stark beschädigt und danach wieder aufgebaut.
Die bunten Häuserreihen um den Stadtplatz herum stammen aus unterschiedlichen Epochen und das macht die Innenstadt so einzigartig schön. Die farbenfrohen Fassaden der Giebelhäuser weisen die Eigenschaften vom Renaissance-, Barock- und Rokokostil auf. Besonders imposant sind das Rathaus in Hellgrün, das Stadtsaalgebäude mit seinen Türmchen, und das leuchtend gelbe Taufkirchen-Palais.
Zwischen den eng stehenden Häusern befindet sich ein schönes, hellgelbes Gebäude, die barocke Schutzengelkirche. Ihr kleiner Glockenturm verrät, dass es hier um ein Gotteshaus handelt. Es war ganz bis zum 2018 ein Kloster, in dessen Mitte sich die Kirche befand. Die Räumlichkeiten geben heute der Realschule ein Zuhause.
Die St. Jakob Kirche überragt die Giebelhäuser der Altstadt mit ihrem 79 Meter hohen Turm. Auf dieser Stelle stand eine romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Nach einem Brand wurde sie in gotischen Stil wieder aufgebaut. Die sanierte, schlicht eingerichtete Kirche hat einen neugotischen Hochaltar und schöne Buntglasfenster.
Tipp: Die kleine Kopfsteinpflastergasse Hofberg ist ein besonders hübsches Fotomotiv mit den bonbonfarbigen Häusern und mit ihren ungeraden Wänden.
Außerhalb der Altstadt, am südlichen Ende des Wöhrsees findest du noch zahlreiche sehenswerte Anlagen der Stadt. Der einsame Pulverturm steht am See. Er ist durch einen schmalen Gang mit dem Wöhrturm verbunden. Zwischen den zwei Befestigungsanlagen duftet es himmlisch nach Rosen. Unter den Mauern erstreckt sich das schöne Rosarium.
Tipp: Neben dem Wöhrturm ist der Eingang zum Freibad. Im Sommer ist der Stadtstrand sehr gefragt. Du kannst hier sogar auch einen Boot oder Kanu ausleihen.
Am weitesten von der Altstadt liegt eine Gedenkstätte. Am Pulverturm befindet sich der KZ-Friedhof, wo mehr als 250 unbekannte KZ-Tote bestattet wurden.
Aussichtspunkt mit Blick auf die Burg von Burghausen
Schlendern in der längsten Burg der Welt ist wunderbar, den ganzen in der gesamten Länge zu überblicken ist beeindruckend. Die beste View hast du allerdings aus Österreich. Die Salzach bildet eine natürliche Grenze zwischen den beiden Ländern. Auf der anderen Seite des Flusses befinden sich zwei kleine Dörfer am Berghang. Zwischen Duttendorf und Ach an der Salzach gibt es einen Aussichtspunkt, wo du Burghausen komplett sehen kannst. Für schöne Erinnerungsfotos wurde ein Rahmen aufgestellt. Wenn du auf der richtigen Stelle stehst, siehst du dadurch die Hauptburg. Das Panorama auf die Burg von Burghausen ist auch in der Nacht spektakulär.
Tipp: An diesem Aussichtspunkt findest du einen kleinen Spielbereich für Kinder und eine Hütte (Salzachstüberl – Zur Panorama Hütt´n) mit leckeren Spezialitäten.
Tipp: Wenn du das schöne Panorama mit Bewirtung genießen möchtest, können wir dir das Waldgasthaus Naturfreunde in Duttendorf empfehlen.
Wallfahrtskirche Marienberg
Nicht nur in der Stadt Burghausen, sondern außerhalb gibt es weitere bemerkenswerte Bauwerke zu sehen. Ca. 5 km südwestlich vom Stadtkern steht die schöne Kirche Marienberg, die für die Hl. Maria geweiht wurde. Der Wallfahrtsort thront über dem Salzachtal und ist sogar von dem oben genannten Aussichtspunkt in Österreich oder von der Burg sichtbar.
Zum Kirchengebäude gelangst du über 53 Treppen. Die ersten 3 Stufen symbolisieren den Glauben, die Hoffnung und die Liebe und anderen 50 den Rosenkranz. Die Kirche Marienberg ist eine der schönsten Rokokokirchen Bayerns. Schon im 12. Jahrhundert stand hier eine Kapelle, die im Laufe der Zeit weiter ausgebaut wurde. Letztes Mal wurde sie im 18. Jahrhundert umgebaut und hat ihr heutiges Aussehen erhalten.
Die Innenausstattung der Kirche ist prachtvoll und pompös, wie es bei Rokokostil sein soll. Die Decke wurde mit aufwendigen Fresken bemalt, die Wände mit Stuck dekoriert. Goldene Details veredeln das Gesamtbild. Am Hochaltar ist Maria mit dem Jesuskind zu sehen, umgegeben von Heiligen.
Tipp: Vor der Kirche hast du einen wunderschönen Blick auf die romantische Flusslandschaft und du kannst Burghausen in der Ferne sehen.
Parken an der Kirche Marienberg: Vor dem Kirchengebäude findest du gleich Parkmöglichkeit.
Kloster Raitenhaslach
Ungefähr nach 10 Minuten Autofahrt von Burghausen (6 km) erreichst du das Kloster Raitenhaslach. Obwohl die Gegend schon früher bewohnt war, wurde das Kloster im 12 Jahrhundert errichtet. Es war die erste Zisterzienser Abtei in Bayern. Die erste romanische Kirche wurde in der Barockzeit neugebaut und mit einer Innenausstattung im Rokokostil ausgestattet.
So eine schöne Kirche haben wir schon lange nicht gesehen. Die Decke und die Wände sind an jedem Fleck mit etwas dekoriert. Die Inneneinrichtung ist ein prunkvolles Getümmel von Fresken, Stuck, Ornamenten, Wappen, Bildern und Säulen aus Marmor. Zahlreiche Statuen von Heiligen und Engeln runden das Gesamtbild ab.
Das Kloster ist wie eine ruhige Oase. Wenn du dir Entschleunigung vom stressigen Alltag wünschst, lohnt es sich herzukommen und im schön gepflegten Klostergarten die Seele baumeln zu lassen.
In den Nebengebäuden der Abtei befindet sich das Akademiezentrum der Technischen Universität München und ein nettes Klostergasthof.
Parken am Kloster Raitenhaslach: Am Eingang der Anlage stehen dir kostenlose Parkplätze zur Verfügung.
Anreise nach Burghausen
Burghausen liegt an der österreichischen Grenze zwischen den Großstädten München, Salzburg und Passau. Sie ist auf der A94 bzw. auf den Landesstraßen 12 und 20 leicht mit Auto erreichbar. Die Stadt verfügt über einen Bahnhof, du kannst also bequem auch mit Zug ankommen.
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