Die kleine Stadt Nördlingen liegt zwischen Augsburg und Nürnberg in Schwaben in Bayern. Sie war im Mittelalter ein blühender Ort, da sie in dieser Zeit an einer wichtigen Handelsstraße lag. Ihr Stadtbild hat sich im Laufe der Jahrhunderte wenig geändert. Wir würden es wie ein Mini-Rothenburg ob der Tauber beschreiben. Schöne Fachwerkhäuser und Baukunst der Renaissance Architektur sind im Stadtkern zu sehen. Die kreisförmige Stadtmauer und seine imposanten Türme laden zu einem Rundgang ein.
Nördlingen ist eine gute Option, um Kultur ohne Touristenanströme zu erleben, da die Stadt weniger bekannt ist, als ihre „Nachbarn“ in Franken.
In diesem Artikel zeigen wir dir die schönsten Sehenswürdigkeiten von Nördlingen.
Meteoritenkrater und Geschichte Nördlingens
Kurz möchten wir hier über die Vergangenheit der Stadt und der Region erzählen, da wir es so großartig finden. Im Gegensatz zu Rothenburg war Nördlingen nie so bedeutsam. Die Bevölkerung betrieb hauptsächlich Landwirtschaft und beschäftigte sich mit Handel. Obwohl Nördlingen immer ein wunderschöner Ort war, blieb es in den Schatten von Rothenburg und Dinkelsbühl. Dies änderte sich in den 60-er Jahren als eine Gruppe von Geologen Spuren von Millionen winzig kleiner Diamanten fand. Nördlingen stand plötzlich im Mittelpunkt von nationalen Interessen. Forschungen zufolge liegt Nördlingen auf ca. 70.000 Tonnen Diamantenstaub. Die Größe der klitzekleinen Diamantenteile ist allerdings nur ein Bruchteil von Millimeter.
Das alles entstand vor ungefähr 15 Millionen Jahren, als ein Meteorit dieses Gebiet Bayerns traf. In dem Krater mit ca. 25 km Durchmesser befindet sich heute Nördlingen. Der Kraterbecken wird heute als Nördlinger Ries bezeichnet. Der Einschlagsgebiet ist am besten erhaltene Krater Europas.
Mehr über diesem Ereignis kannst du im Ries Krater Museum erfahren. Die Eintrittskarte für Erwachsene kostet 5 €, für Schüler 2 €. Weitere Preise findest du auf der Webseite des Museums.
Stadtmauer: Tore und Türme von Nördlingen
Die ersten Teile der ringförmigen Stadtmauer wurden im 14. Jahrhundert erbaut. Während den Jahrhunderten wurde die Befestigungsanlage erweitert und mit mehreren Türmen und Toren ergänzt. Die Stadt wurde zusätzlich noch von Graben und Schanzen geschützt, die Nördlingen nahezu uneinnehmbar machte.
Die berühmte Rothenburg o. d. Tauber ist nicht die einzige Stadt in Deutschland mit einer intakten Stadtmauer. Auch Nördlingen hat eine unbeschädigte Mauer um die Altstadt. Tatsächlich gibt es in Deutschland insgesamt drei Städte, die bis heute von einer vollständigen Ringmauer umgegeben ist. Die dritte ist Dinkelsbühl, die auch als schönste Altstadt Deutschland genannt wird.
Am Mauerring entlang befinden sich 5 Stadttore, 12 Wehrtürme und eine Bastei. Diese wurden in unterschiedlichen Perioden fertiggestellt.
Heute kannst du einen Spaziergang auf der Mauer machen. Die Strecke ist ca. 3 km lang. An den fünf Toren findest du Treppen, die an den Wehrgang führen.
Den Rundgang haben wir beim eindrucksvollen Reimlinger Tor begonnen. Es wurde noch in der ersten Bauphase im 14. Jahrhundert gebaut. Seine heutige Form erhielt er im 16. Jahrhundert. Auf seiner Außenseite kannst du das Wappen von Nördlingen mit dem gekrönten Adler erkennen.
Wenn du im Uhrzeigersinn an der Mauer vom Reimlinger Tor weitergehst, findest du gleich die Alte Bastei. Sie wurde erst im 16. Jahrhundert errichtet. Heute befinden sich hier Freilichtkonzerte.
Der zylinderförmige Feilturm wurde im 1500er Jahren auf einem Fundament aus dem 14. Jahrhundert erbaut. Er diente als Gefängnis.
Das Bergertor wurde nicht nach einem Ort, sondern nach dem Friedhofsberg genannt. Es stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert und wurde hundert Jahre später erneuert.
Der fünfgeschossige Löwenturm wird auch als Pulverturm genannt. Wie der Name verrät, hatte er eine schützende Funktion. Den Turm erkennst du leicht an seiner Größe und an seiner Hufeinsenform.
Tipp für Familien: Außerhalb der Stadtmauer befindet sich auch einen schönen Rundweg. An den Füßen der bekanntesten Türme befinden sich tolle Spielplätze.
Der weiße Obere Wasserturm war eine Befestigung, wo der Fluss Eger in die Altstadt eintritt. Das viereckige Bollwerk wurde in derselben Zeit, wie der Berger Tor erbaut.
Zwischen dem Oberen Wasserturm und dem Baldinger Tor sowie weiter in der Richtung vom Spitzturm befinden sich 6 Backofentürme. Woher der Name kommt ist unklar. Sie sind wahrscheinlich in den 15.-16. Jahrhundert entstanden und ähneln sich in der Grundrissform an den Löwenturm.
Das Baldinger Tor war die Verbindung zu württembergischen Schwaben und zu fränkischen Gebieten. Es wurde mit den der Judenmauer und dem großen Kaiserturm zu einer Art Torburg ausgebaut. Während dem 30-jährigen Krieg hat der Turm enorme Schaden erlitten und stürzte ein. Seine heutige Gestalt hat er im 18. Jahrhundert nach einer Renovation bekommen.
Der Spitzturm hat seinen Namen von dem länglichen, spitzen Dach bekommen. Seine Entstehungszeit ist das 15. Jahrhundert.
Der Untere Wasserturm befindet sich an der nordöstlichen Seite der Stadt. Hier verlässt die Fluss Eger den Stadtkern. Der Turm ist im 15. Jahrhundert entstanden. Seine heutige Form hat er allerdings in den 1600-er Jahren bekommen.
Das imposante Löpsinger Tor biet Einlass für diejenigen, die aus Nürnberg kamen. Es wurde erst später, am Ende der 16. Jahrhundert errichtet. Heute befindet sich in seinen Räumen das Stadtmauermuseum.
Das Deininger Tor entstand im 16. Jahrhundert. Es hat unter der Geschichte stark gelitten. Die Bevölkerung musste ihn sogar selbst es in Brand stecken, um die Stadt vor Invasor zu schützen.
Der Reißturm ist eines der zuletzt entstandenen Teilen der Stadtmauer. Er wurde in der Mitte von 17. Jahrhundert gebaut, genau in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Altstadt von Nördlingen
Das Zentrum des Lebens im Mittelalter war der Marktplatz, der in der Mitte des Stadtkerns liegt. Dementsprechend ist diese Fläche von bedeutsamen Gebäuden umgegeben, wie die große Kirche, das schöne Rathaus und das Brot- und Tanzhaus.
Hallenkirche St.-Georg und der Kirchturm Daniel
Die große evangelische Hallenkirche ist ein Exemplar der spätgotischen Kunst. Im schlicht eingerichteten Gotteshaus findest du einen schönen Chor und zwei Orgel.
Der riesige Kirchturm wird im Volksmund als „Daniel“ genannt. In 90 Meter Höhe sorgten zwei Türmer für die Sicherheit der Stadt und ihrer Bewohner vor Feuer und Angreifer. Sie sorgten auch dafür, dass die Torwächter und andere Wachen an ihren Posten bleiben. Dazu riefen sie in der Nacht mehrmals „So, G´sell, so!“. Diese Tradition wird heute weitergeführt. Ein Wächter ruft halbstündlich zwischen 22 und 24 Uhr den bekannten Spruch.
Interessanter Fact: Die Kirche wurde aus Suevit gebaut, aus dem Gestein, der bei dem Einschlag des Meteoriten entstand. Suevit ist ein Impaktgestein, der die winzig kleinen Diamantenteilchen enthält. Keine andere Kirche der Welt besteht aus so vielen Edelsteinen, wie die Kirche St. Georg.
Der Turm „Daniel“ ist begehbar. Als wir da waren, war er wegen Corona leider geschlossen. Der Panoramablick über Nördlingen muss wunderschön sein. Der Eintritt in den Kirchturm kostet 4 € für Erwachsene und für Kinder von 6 bis 15 Jahren 3 €.
Fun Fact: Halte Ausschau in Nördlingen nach Schweinen! Wir fanden es lustig, dass man an jeder Ecke, sogar an den Dächern, Schweinfiguren sehen kann. Ein Legende nach hat vor Jahrhunderten eine Sau die Stadt gerettet. Die Wächter der Stadt wurden von einem Grafen bestochen, damit sie das Stadttor nicht zusperren. Eine Frau entdeckte am Abend eine Sau, wie sie ihren Hintern ans nur angelehnte Tor rieb.
Rathaus
Das weiße Rathaus mit seinen zwei Türmen wurde erstmal als Kloster genutzt. Seit dem 14. Jahrhundert fungierte es aber ununterbrochen als Rathaus. Sein Treppenhaus auf der rechten Seite ist spätgotischen und Renaissance Elementen dekoriert. Unter den Treppenstufen kannst du das Narrenhäuslein entdecken. Ein Narrenrelief zeigt, dass in die kleine Gefängniszelle Verbrecher und vermeintliche Hexen eingesperrt wurden. Das 16. Jahrhundert ist ein dunkler Fleck in Nördlingens Geschichte. Mehrere Dutzend Frauen und ein Mann fiel als Opfer der Hexenverfolgung.
Brot- und Tanzhaus
Das weiße Brot- und Tanzhaus mit rotem Fachwerk befindet sich auf der anderen Seite des Marktplatzes gegenüber dem Rathaus. Es wurde im 15. Jahrhundert errichtet und 400 Jahre später umgebaut. Damals war es ein Verkaufsgebäude und Tuchhändler boten hier während der Messe ihre Waren an. Heute ist es ein Verwaltungsgebäude.
Leihhaus
Das Leihhaus steht gegenüber dem Rathaus. Hinter seinem Wandputz versteckt sich das eigentliche Fachwerk des Hauses. Es dient heute als Touristenbüro.
Klösterle
Der Name verweist darauf, dass Klösterle einst als Franziskanerkloster diente. Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde es im Renaissance Stil umgebaut und als Kronschranne benutzt. Am imposanten Portal kannst du die Figuren der bedeutendsten Baumeister der damaligen Zeit erkennen. Das Klösterle beherbergt heute ein Restaurant und eine große Halle, in der Veranstaltungen stattfinden.
Hafenmarkt
Der Hafenmarkt ist ein Platz in der Nähe des Marktplatzes. Auf der heutigen Grünfläche stand das Handelshaus Töpferwaren. Hier fand auch der Salz- und Federmarkt statt.
Spitalkirche
Die Spitalkirche befindet sich in der Baldinger Straße. Sie ist dicht von Häusern umgegeben und ist die älteste Kirche der Stadt. Die ersten Bauteile stammen aus dem 13. Jahrhundert.
Kriegerbrunnen
Der Kriegerbrunnen ist zwar heute ein Denkmal, das uns an die Staatsgründung und an den Deutsch-Französischen Krieges erinnert, einst war er eine wichtige Wasserquelle der Stadt. Der Brunnen wurde im Jugendstil am Anfang des 20. Jahrhunderts erneuert.
Neumühle
Die Neumühle befindet sich beim Unterem Wasserturm. Nicht nur die kleine Mühle, die aus den 1300er Jahren stammt, bedeutsam, sondern auch die Steinbrücke, die hier über die Eger steht. Letztere entstand nach dem 30-järhrigen Krieg.
Gerberviertel
Dieser Bereich der Stadt liegt unmittelbar am Eger. Die schönen Fachwerkhäuser am Bach sind zwar heute renovierte Wohnhäuser, sie waren früher Zuhause und Werkstadt von Gerbern. Nach der industriellen Revolution verschwand allmählich diese Handwerker, die im 17. Jahrhundert in Nördlingen noch sehr bedeutsam waren. Im Eger findest du sogar eine Kneippanlage. Der Fuß- und Armbad im kalten Fließgewässer soll gesundheits- und durchblutungsfördernd wirken.
Alte Schranne
Die Alte Schranne ist ein rotes Gebäude mit einer Sonnenuhr und steht an der Kreuzung von den Straßen Schrannenstraße und Bei den Kornschrannen. Das Getreidehaus wurde am Anfang der 1600er Jahren errichtet. Es wurde im 20. Jahrhundert renoviert. Heute findest du hier ein Restaurant, eine Markthalle und sogar ein Veranstaltungsraum. Vor dem Gebäude steht der Marktbrunnen, der zwei Händler mit einem Ferkel und einem Gans beim Verhandeln darstellt.
Hallgebäude
Das große, gelbgefärbte Gebäude befindet sich am Weinmarkt. Das mächtige Objekt, das im 16. Jahrhundert gebaut wurde, war ein wichtiger Ort des Wein-, Getreide- und Salzhandels. Heute fungiert es als Grundschule und Stadtarchiv.
Winter´sches Haus
Es ist das schönste Fachwerkhaus in Nördlingen und befindet sich am Eck von der Bräugasse und Neubaugasse. Das Erdgeschoss ist ganz schlicht gehalten. Sein Schmuck ist die wunderschön geschnitzte Holztür. Ihre Inschrift ist auf Latein: „Soi deo gloria“, die „Gott sei allein die Ehre“ bedeutet. In den oberen Stockwerken bis zum Dach verläuft das schöne, rotbemalte Fachwerk. An den Ecken siehst du geschnitzte Motive wie z. B. das Wappentier der Stadt. Neben dem Haus kannst du einen Eckstein entdecken. Er stellt einen Kopf dar, der die Zunge raussteckt.
Seelhäuser
Die Seelhäuser findest du auf der Lange Gasse. In dieser Häuserreihe wurden erstmal im 15. Jahrhundert Arme und Bedürftige untergebracht. Heute befindet sich hier eine Wohltätigkeitsstiftung.
St.-Salvator-Kirche
Die Kirche steht hinter dem Seelhäuser. Das ehemalige Klosterkirche wurde auf der Stelle einer kleineren Kapelle errichtet, da das ursprüngliche Gotteshaus nach einem Hostienwunder für die vielen Pilger zu klein wurde. Sein Portal mit dem spitzen Bogen besonders schön. Über dem Tor wird das Jüngste Gericht abgebildet.
Sehenswürdigkeiten auf der Karte
Anreise nach Nördlingen
Nördlingen liegt an der Romantischen Straße, die von Würzburg via Rothenburg, Dinkelsbühl bis zum Schloss Neuschwanstein und Füssen verläuft. Die Region von Nördlingen ist von den Autobahnen A6, A7, A9 und A8 umgegeben. Du kannst die Stadt also aus aller Richtungen mit Auto bequem und schnell erreichen. Die Stadt verfügt auch über einem Bahnhof, wodurch sie mit den Großstädten Augsburg und Nürnberg verbunden ist.
Parken in Nördlingen
Es ist vielleicht unglaublich, aber du kannst außerhalb der Stadtmauer kostenlos parken. Wir haben am Reimlinger Tor geparkt. Die oberen Teile der Parkplätze sind meist gebührenpflichtig, die unteren nicht mehr. Du findest aber mehrere Parkmöglichkeiten rund um und in der Altstadt.
Tipp: Entlang der Stadtmauer in der Nähe der Parkplätze befinden sich öffentliche Toiletten.
Sehenswürdigkeit-Tipp in der Nähe von Nördlingen: Burg Harburg
19 km südöstlich von Nördlingen befindet sich die Gemeinde Harburg. Es lohnt sich hier einen Halt zu machen, wenn du in Nördlingen bist. Über der Stadt thront die alte Burg Harburg. Seine Geschichte geht sogar an die Römer zurück, die diesen Ort damals belagerten. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert erstmal erwähnt. Während der Zeit wurde die Festung mehrmals umgebaut und erweitert. Diese erkennt man an den doppelten Mauerring, der die Wohngebäude und den Innenhof umgibt. Die Burg gehörte dem Oettinger Grafen, der der Legende nach Nördlingen mit Bestechen der Wächter erobern wollte.
Der ruhige Innenhof ist jederzeit kostenlos zugänglich. Der Eintritt in die Schlossanlage kostet 3,5 € für Erwachsene, für Kinder von 3 bis 16 Jahre 2,5 €. Die aktuellsten Preise findest du auf der offiziellen Website der Burg.
Ein kleiner sogenannter Märchenweg führt um die Burg herum und bis zur Stadtmitte.
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